Auf den Spuren der Eisenbahn im "Hinterland" von Altenburg und Waldenburg

Verfasser: Höbald, Jörg; Otto, Ralf-Peter
Jahr: 2006
Verlag: Glauchau, Buchmanufaktur Gesau
Preis: 9,80 EUR
 
Auf den Spuren der Eisenbahn

Leider lernen die Menschen bestimmte Dinge erst dann schätzen, wenn sie diese verloren haben. So verhielt es sich auch mit der Eisenbahnlinie zwischen Altenburg und Rochlitz, die knapp 94 Jahre eine selbstverständliche Verbindung zwischen der Metropole des Pleißenlandes und dem Sächsischen Burgenland war. Zwar reizten die gewaltigen Brückenbauwerke im Erzgebirgsvorland zur Fahrt mit den als Ferkeltaxi, Rote Brummer oder Sandmännchen bezeichneten Leichttriebwagen. Doch in den meisten Fällen wurde dieses Vorhaben immer wieder hinausgeschoben, wofür es zwei Gründe gab. Einerseits hatten die Fahrplangestalter die Kundenwünsche der Touristen, Ausflügler und Eisenbahnfans kaum berücksichtigt. Andererseits mochte niemand so recht glauben, daß eines Tages kein Schienenbus mehr die Weiten des östlichen Altenburger Landes durchqueren würde. Schließlich konnte die Trasse infolge ihrer strategischen Bedeutung die verkehrspolitischen Bestrebungen überleben, welche die Verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße anstrebten.

Selbst als der Kalte Krieg in den Jahren 1989 / 90 sein Ende fand, erschien es zunächst unvorstellbar, daß die Betreiber des Eisenbahnnetzes in Sachsen und Thüringen die Möglichkeit zur Umfahrung der Eisenbahnknoten von Gößnitz, Zwickau und Glauchau verzichten könnten. Am 28. Mai 1995 stellte jedoch die Deutsche Bahn AG. den Personenzugbetrieb zwischen Altenburg und Narsdorf ein. Der Güterzugverkehr wurde aber noch bis zum Bahnhof Ehrenhain fortgeführt. Am Ende des Jahres 1998 endeten aber auch diese Fahrten. Seither verfällt die Eisenbahntrasse, und es gibt überhaupt keine Möglichkeit mehr, die beeindruckende Reise genießen zu können.

Deshalb möchte dieses Büchlein vor allem zur Rettung des einzigartigen Ensembles von Sachzeugen der Verkehrsgeschichte aufrufen, welche die Eisenbahnanlagen zwischen den Abzweigen bei Nobitz und Obergräfenhain inzwischen bilden. Gleichzeitig wird versucht, mit Hilfe von Radtouren die einzelnen Denkmäler wieder erreichbar werden zu lassen. Die einzelnen Vorschläge sind jedoch als reine Notlösungen aufzufassen, welche die Wiedereinführung eines touristischen Schienenverkehrsangebotes mit Motordraisinen oder Museumszügen keinesfalls ersetzen können!

Aus diesem Grund mußten die reizvollen Möglichkeiten des Wanderns und der Radtouristik im Einzugsgebiet der Eisenbahnlinie: “Altenburg – Narsdorf” miteinander gekoppelt werden. Somit ergeben sich zwangsläufig Tages- oder Zweitagestouren, die auch ein gewisses Maß an Kondition erfordern. In der Konsequenz ist vor allem für Familien mit kleineren Kindern und ältere Menschen eine wesentlich gründlichere Reisevorbereitung notwendig, als dies bei den bisher vorgestellten Ausflügen der Fall war! Gerade weil vor allem die wichtigen Zeugnisse der Brückenarchitektur und der landwirtschaftlichen Arbeitswelt aus der Zeit des anbrechenden 20. Jahrhunderts nicht länger im Dornröschenschlaf liegen dürfen, gibt es keinen anderen Ausweg, als die Beschwernisse auf sich zu nehmen. Schließlich kann nur die massive Kritik der Anwohner und der Besucher eine Veränderung der heutigen Situation bewirken!